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Der Titel der Ausstellung lautet „Die Linie finden, Farbe bekennen“. Die Linie als Element der Zeichnung, als ursprünglichste Form bildnerischer Äußerung. In neun Tanzminiaturen z.B. hat Sittner die Linie mit scheinbar traumwandlerischer Sicherheit gefunden. Das Bekenntnis zur Farbe wird in der gesamten Ausstellung sichtbar. Nach eigenem Bekunden verhalf ihm u.a. die Studienreise nach Mexiko 2003 zu noch freierem Umgang mit der Farbe. Uberhaupt waren Reisen von außerordentlicher Bedeutung für Sittners Leben und Schaffen. Und hier ist an erster Stelle Chile zu nennen, das er bisher viermal bereiste. Der umfangreichste Werkekomplex unserer Ausstellung mit insgesamt 45 kleinen Aquarellen ist diesem südamerikanischen Land gewidmet. Sie sind auch in einem eigenen Bildband mit dem Titel „Feier der Farbe“ zu finden.
aus der Laudatio von Bernd Gork, Senftenberg 2022
Allen seinen Arbeiten gemeinsam ist die intuitive wie geistige Fähigkeit, überzeugende Zeichen zu finden und komplexe Zusammenhänge in einfachsten Sinnbildern auf die Fläche zu bringen. Der Mensch sieht, was er weiß, kann aber durch neues Sehen auch sein Wissen erweitern. Hier handelt es sich um eine Grafik der Ruhe, der Knappheit und Erkenntnis, der ebenso klaren wie schlichten und noblen Aussage. Wort und Bild sind bei diesem Künstler eins. Denken als Resultat von Bildern unserer Wahrnehmung, die Sprache, die Wirklichkeit werden. (...) Arbeit als Mittel der Selbsterkenntnis und Selbstermunterung. So schloss der Künstler erst kürzlich ein Buch-Konvolut über Mexiko ab, an dem er mehr als ein Jahr arbeitete. Es handelt sich um einen archaischen Text-Bilderreigen, der auf großen Papyrusbögen der Geschichte Mexikos auf der Spur ist, elementar und erhellend, erregend und dramatisch. Ein originäres Werk, das unter anderem die Einheit der Kulturen besingt, ihre gemeinsamen Ursprünge und divergierenden Wahrnehmungen benennt. Zutiefst politisch gedacht und ausgeführt. Die Erde als Einheit, der Mensch als Kosmopolit, die Natur als noch mögliches Refugium einer Sache: Leben und Überleben.
Klaus Trende, Lausitzer Rundschau vom 15. 5. 2019
Ich habe den Eindruck: Es geht Ihnen nicht in erster Linie um wirklichkeitsgetreue Abbildungen, sondern um Assoziationen, die das Bild auslöst.Wie halten Sie es mit der Realität?

Sittner: Es gibt ja Maler, die sagen, sie verfolgten keine Absicht in ihren Bildern. Sie wollen dem Betrachter völlig frei überlassen, was er sich denkt. Auf dem Standpunkt stehe ich nicht. Ich möchte auch bei abstrakten Bildern (...) Assoziationen wecken. Ich möchte den Betrachtern ein Türchen offen lassen, damit er Zugang findet zu dem Bild. Die meisten sind ja mehr mit der sichtbaren Wirklichkeit vertraut als mit Abstraktionen. Dabei bewegt sich jedes gute Bild nach meiner Meinung immer in dem großen, unerschöpflichen Bereich zwischen Realität und Abstraktion.

Grafische Elemente und Klarheit in der Form sind all Ihren Werken eigen. Klare Formen gegen die Unwägbarkeiten, denen wir in dieser mehr und mehr digitalisierten Welt ausgesetzt sind?

Sittner: Auf jeden Fall sind mir klare Formen und klare Worte lieber als irgendwelches halbdiplomatisches Gewäsch. In der bildenden Kunst sind es die mit Wortschwulst umgebenen allgegenwärtigen Beliebigkeiten, die mich abstoßen.

Aus einem Gespräch mit Ida Kretzschmar, Lausitzer Rundschau vom 17. 4. 2019
Und auch das Blatt mit dem FEUERENGEL fasziniert mich. Eigentlich bin ich sonst vorsichtig bei solchen schwebend reduzierten Linienformen, die schnell von der Esotherik vereinnahmt werden können. Und Engel sind sowieso seltsame Wesen. Aber deine vielen Bilversuche mit Fabelwesen in gewaltigen Landschaften, Wasser, Berge, Wolken, Windgebraus, - vielleicht die Vulkane - und deine vielen, nicht naturalistischen Frauendarstellungen, Naturgöttinnen und Wunschbilder, all das beginnt sich frei zu machen, z.B. in diesem positiv-rätselhaften Blatt. Es ist leicht und schwer, die Elemente sind drin und das Weibliche. Wunderbar!
Peter Rohn in einem Brief, 2016
Sehr ansprechend ist Ihre Auswahl der Gedichte, die – obzwar sehr persönlich – soweit ich es übersehe, international herausragende Dichter zwischen Gegenwart und Mittelalter berücksichtigt. Und ein jedes wird auf eigene Weise in einer Grafik „wiedergeboren“. Beeindruckend, wie Sie mit souverän gezogenen Linien, ob als Ganzakte oder andeutend, die Liebenden oder Liebenswerten in ihrer Schönheit und Emotionalität zeigen, mitunter sogar durch Linienvielfalt samt Emotionsgeflecht. Und das – bei gelegentlich geradezu demonstrativer Akzentuierung des Sexuellen – unsexistisch, fast keusch. Nicht zu reden auch von der grafischen Vielfalt.
Leonhard Kossuth, 2013
Sittners Bilder erzählen Geschichten, ohne Süße und Geschwätzigkeit, aber unerhört kraftvoll dem Mythos einer anderen ebenso wie der unseren Welt verpflichtet.

Deren Zustand ist unverkennbar eine geistig-kulturelle Trümmerlandschaft. Dominiert vom Geld, einem gnadenlosen irrationalen Finanzkapital und dem Verfall jeglichen Wertgefüges. Pablo Neruda machte sich in dem posthum veröffentlichten Poem „Der große Pinkler“ dazu seine Gedanken. Sittner griff diesen Text auf und entwickelte einen subversiven, großformatigen Zweiteiler. Vor blankem Himmel steht das urinierende Wesen über dem Land und schüttet seinen Unrat in die Menge. Da, wo Neruda sich verabschiedet, setzt Sittner an. Hauptsache, man hat sich lieb oder so billig heißen die Collagen, die der Maler in das Gewusel des Konsumterrors klebt. ...

Was Sittner in der Grafik gelingt, ist oft so überzeugend und unglaublich knapp, dass Worte zuweilen nur verwässern können. Deshalb ist bei redender Betrachtung Vorsicht und Zurückhaltung geboten. Man nehme den Linolschnitt „Paar am nächtlichem Meer“ oder „Torso“. Bei letzterem genügen dem Künstler drei Linien auf dunklem Grund, um alles zu sagen. Hier hat einer das Tao gefunden, die Leere als Ausdruck von Fülle; freie Fläche als Gestaltungsraum, das Einfache, das so schwer zu machen ist. Freilich sind die leichten Linien erarbeitet. Sie formulieren geistige Durchdringung des Themas, Kunst-Spiel und Lebenshaltung: Im Überfluß unserer materiellen Welt sowie im Informations-Chaos der Zeichen auf das wirklich Nötige zurückzuführen; im Gebrauchswert den Wert erkennen. Das ist das Wahre: Minimalismus im Zeichensetzen, in der Bildsprache, im Kunstdialog.

Klaus Trende, 2013
So wie das gelesene Wort zum Klang, zur Musik werden kann, entfaltet der von Sittner geschriebene Vers eine Art grafische Melodik, eine in sich geschlossene, nach Gefühlswerten geordnete Folge von zeichnerischen Symbolen. Sittner verbindet die ins Grafische übersetzte Sprachmelodie mit einer sehr weit ausgelegten Darstellung der Gedichtinhalte. Dabei entsteht eine beeindruckende und ganz individuelle Bildpoesie. Der Künstler beschränkt seine bildnerischen Annäherungen klugerweise auf Verse von Autoren, in deren Welt er sich wirklich einzufühlen vermag. Besonders wahlverwandt sind ihm offenbar die bedeutenden chilenischen Dichter des 20. Jahrhunderts.
Nürnberger Nachrichten, 5. 5. 2011
Das Entwerfen eines treffenden Logos oder Signets bezeichnet der Künstler als „Hohe Schule der Gebrauchsgrafik“, und man sieht den kleinen Kunstwerken an, dass sie Ergebnis einer kongenialen Verbindung von Aussage und Gestaltung sind. In diesen Werken zeigt sich die Originalität des Künstlers in ganzer Tiefe. Zum Beispiel im Logo für einen Forstfachbetrieb. Auf vollendete Weise verbindet sich hier die Assoziation des Betrachters zu „Wald“ – der Baum – mit der Weiterverarbeitung des Holzes – dem kantigen Stamm. Prägnant und unverwechselbar ist zum Beispiel das weit über Cottbus hinaus bekannte Logo für den Branitzer Park oder für das Brandenburgische Textilmuseum in Forst.
Franziska Steinhauer, Katalogtext 2010
Als Chilene fühlte ich mich tief berührt von Ihrer Fähigkeit, die Vielfältigkeit der chilenischen Landschaft auf so meisterhafte Art und Weise zu interpretieren – in Werken, welche in ihrer Gesamtheit einen ganzheitlichen und harmonischen Blick auf unser Land ergeben. (...) In Ihrem Werk beweisen Sie ein meisterhaftes Können, die Beherrschung verschiedener Techniken und eine tiefe Verbundenheit mit den hervorstechenden Merkmalen unseres Landes. Ihre Malerei läst auf einen rastlosen, gewissenhaften Charakter schließen, welcher das Kombinieren von Farbe und Form sehr gut versteht. (...) Herausragend sind die Werke, die unseren großen Nobelpreisträger Pablo Neruda ins Gedächtnis rufen, einen erdverbundenen Poeten, in dessen Lyrik die Natur eine grundlegende Rolle gespielt hat.
Prof. Dr. Álvaro Rojas Marín, Botschafter der Republik Chile in Deutschland, 2009
Die Bilder sind anspruchsvoller, komplexer, mythischer geworden und, gemessen an typischer Kunstmarktproduktion von heute, sehr reich an Details. (...)Noch in Kenntnis der beiden Wirkungsbegriffe aller Kunst arbeitet Sittner immer zugleich an Inhalt und Form, welche sich nicht gegenseitig ausschließen, sondern fördernd ergänzen. Heute muss sich mancher ästhetische Magen an solch volle Kost erst wieder gewöhnen, wenn er nicht beim Fast Food bleiben will.
Peter Rohn, 2008
Sittner ist ein nachdenkender, skeptischer Mensch, der politische und soziale Entwicklungen kritisch und gelegentlich wohl mit Entsetzen verfolgt. (...) Wie bei allen bedeutenden Künstlern ist auch bei ihm die Substanz nicht an der Oberfläche sichtbar, nicht festzumachen in Details. Was man sieht, scheint aber das Wesen der Dinge in sich zu bergen: spürbar wie die Ahnung, für die es keine Wörter gibt.
Manuela Rieger, Landsberger Tagblatt, 2008
Lebensfreude, Farbenfülle, aber auch die Zerstörung der Natur durch den Menschen sind Themen in den Bildern. Wenn sich zum Beispiel der intakte Urwald mit seiner unberührten Natur und seiner prächtigen Tierwelt wie dem bunten Paradiesvogel in eine verbrannte und verödete Welt verwandelt, die durch Raubbau und Zerstörung den Menschen, den Tieren und der Pflanzenwelt die Lebensgrundlage entziehen.
Petra Grebe, Kölner Stadtanzeiger, 2007
Alles wird, wie es war, und nichts bleibt, wie es ist. Werden und Vergehen, Lärm und Stille, diese Dialektik unseres Daseins ist das Thema der Kunst von Rudolf Sittner. Seine Impressionen aus Südamerika strudeln nicht selten zu einem wahren Karneval widerstreitender Gefühle, zu einem burlesken Totentanz des Zivilisierten. (...) Und dann diese Stille. Dort, wo der Mensch kläglich gescheitert ist, zieht sie wieder in die Landschaft, diese beängstigende, wie erholsame Stille.
(Ralf Schleiff, 2003)
Da werden die Äste und Zweige zu Vögeln und Fischen, der Baum vor dem Spreewaldkaten verwandelt sich in eine weibliche Gestalt, und hinter den Fensterlöchern ahnt man erneut die Osterinsel. Zurückgekehrt nach Cottbus, nach Branitz, Neuzelle und in den Spreewald, - wie sieht man Altvertrautes wieder?
(Wolfgang Wegener, 1999)